Schichtmodelle

Der Wunsch nach Flexibilität bei der Arbeit steigt über alle Branchen hinweg. Das stellt vor allem Betriebe mit starren Schichten vor Herausforderungen. Doch gerade hier bietet eine Flexibilisierung der Schichtmodelle Vorteile:

  • Mehr Planungssicherheit trotz gesteigerter Flexibilität  
  • Einhaltung von gesetzlichen Regelungen 
  • Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit  

Lesen Sie in unseren Kunden Cases, wie die Umstellung auf ein effizientes Schichtsystem gelingt:  

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Schichtmodelle

Was sind Schichtmodelle? 

Als Schichtmodelle bezeichnet man die Ausgestaltung der Schichtarbeit und oder Nachtarbeit in Unternehmen. 

Wiki Schmuckbild 2 zwei Frauen klatschen über einem Schreibtisch ab

Welche Schichtsysteme gibt es?

Dabei kann je nach Anforderungen zwischen zwei grundlegend unterschiedlichen Schichtmodellen unterschieden werden. Zum einen das vollkontinuierliche Schichtmodell, das im Allgemeinen auch Vollkonti genannt wird. Andererseits gibt es auch das teilkontinuierliche Schichtsystem. Schauen wir uns beide Ausformungen einmal genauer an.

Vollkontinuierliches Schichtmodell

Das vollkontinuierliche Schichtmodell kommt zum Einsatz, wenn ein Personaleinsatz rund um die Uhr sichergestellt werden muss. Das heißt, dass der Produktionsbetrieb an jedem einzelnen Wochentag im Jahr und auch 24 Stunden am Tag im Einsatz ist. Hierbei kann sowohl das 3 Schicht System zum Einsatz kommen, in der Regel wird aber meist auf ein 4 Schicht System oder gar ein 5 Schicht System zurückgegriffen. Oftmals ist hier auch ein rollierendes Schichtsystem anzutreffen. 

Teilkontinuierliches Schichtsystem

Das teilkontinuierliche Schichtsystem ist oftmals dort anzutreffen, wo am Wochenende nicht gearbeitet wird. Meist wird dann im 3 Schicht System mit Frühschicht, Tagschicht, Nachtschicht geplant. Es gibt allerdings auch das teilkontinuierliche Schichtsystem ohne Nachtarbeit. Auch hier sind rollierende Modelle möglich. 

Rollierendes Schichtsystem Definition

Das rollierende Schichtsystem dient hauptsächlich dem Ziel der Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Im Gabler Wirtschaftslexikon heißt es dazu, dass durch einen variablen freien Tag Betriebszeit und individuelle Arbeitszeit entkoppelt werden können und die rollierende Wochenarbeit in erster Linie einer gerechten Verteilung der Arbeitszeit diene – im Zweifel auch unter Einbeziehung des Samstags. „So kann durch die rollierende Arbeitsplatzbesetzung von n Mitarbeitern an n+1 Arbeitsplätzen die Betriebszeit auf bis zu sechs Tage pro Arbeitswoche erweitert werden.“1

Vorwärts rollierendes Schichtsystem

Bei der Vorwärtsrotation ist die Schichtfolge Frühschicht, Spätschicht, Nachschicht üblich. Dieses Schichtsystem wird meistens verwendet, da es bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter bringt und somit mehr Akzeptanz schafft. Der vorwärts gerichtete Wechsel passt gut zum natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus und hat daher nicht so negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Er ist gesundheitsverträglicher

Rückwärts rollierendes Schichtsystem

Hierbei ist die Schichtfolge Nachschicht, Spätschicht, Frühschicht üblich. Aus gesundheitlicher Sicht wird von dieser Art der Rotation eher abgesehen. Zudem wird generell dazu geraten, die Schichtfolgen so kurz wie möglich zu gestalten. Also statt einer Woche Nachschicht lieber mit dem Ziel zwei Tage Früh, Spät, Nacht, gefolgt von einer Ruhephase von mindestens 48 Stunden.2 Das schafft Entlastung für die Arbeitnehmer.

Schichtarbeit Modelle – welche gibt es? 

2 Schicht Modell

Das einfachste aller Schichtmodelle, bei der lediglich zwei Schichten pro Tag verplant werden müssen. Klassischerweise ist dies je eine Frühschicht und eine Spätschicht.

3 Schicht Modell

Beim 3 Schicht System werden pro Tag drei unterschiedliche Schichten angesetzt. Meistens besteht die 3 Schicht System Reihenfolge aus Frühschichten, Spätschichten und Nachtschichten. Gibt es die letztgenannte nicht, kann auch eine Tagschicht vorkommen. 

4 Schicht Modell

Das 4 Schicht System kommt meist dann zum Einsatz, wenn sich ein Vollkonti mit einem 3 
Schicht System nicht mehr abbilden lässt. Hierbei beschreibt die Zahl, in wie viele Schichtgruppen die Mitarbeiter aufgeteilt werden und bedeutet nicht, dass vier Schichten pro Tag verteilt werden. Ein Beispiel: Ein Betrieb stellt seine Betriebszeiten von klassischer Wochenarbeit (Mo-Fr) auf 24/7 um. Dies ist mit einem 3 Schicht System nicht abbildbar. Denn bei 24*7/3 Schichten pro Tag ergeben sich 168/3, also 56 Wochenarbeitsstunden pro Schichtgruppe. Daher wird der Betrieb auf vier Schichtengruppen erweitert, wodurch eine Wochenarbeitszeit von 42 Stunden pro Schichtgruppe entsteht.

5 Schicht System

Bei diesem System wird eine weitere Schichtgruppe hinzugefügt, wodurch sich die wöchentliche Arbeitszeit je Schichtgruppe weiter verringert. Hat beispielsweise ein Angestellter eine vertragliche Arbeitszeit von 40 Stunden, leistet durch das Schichtsystem aber nur 35 Stunden pro Woche ab, so baut er gewollt Minusstunden auf. Diese sogenannten Reserveschichten oder Bringschichten können dann flexibel gestaltet und verplant werden, beispielsweise, wenn Mitarbeiter krank werden oder aber eine hohe Urlaubsquote zu erwarten ist. Das 5 Schicht System hat somit Vorteile für Mitarbeiter und Unternehmen. Denn die Mitarbeiter haben deutlich mehr Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung und Betriebe können dadurch im ganzen Jahr flexibler auf spontane Änderungen reagieren.3 Ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit einer flexiblen Schichtplanung ist das Krankenhaus. Denn in einer eh schon überlasteten Branche mit immensem Fachkräftemangel sind gesunde und mitarbeiterfreundliche Schichtsysteme wichtig.

Wie unterstützt Workforce Management bei einer effizienten Schichtplanung?

15 Schichtmodell oder 21 Schichtmodell?

Oftmals anzutreffen sind ebenfalls die Bezeichnungen 15 Schichtmodell, 18 Schichtmodell, 19 Schichtmodell oder auch 21 Schichtmodell. Diese sind kurz zu erklären. Hierbei beschreibt nämlich die Zahl die Anzahl an Schichten, die in einer Betriebswoche eingeplant werden. Bei einem 15 Schichtmodell kann man von einer klassischen Verteilung Mo-Fr drei Schichten pro Tag ausgehen. Die 18 Schichtmodell Erklärung und auch die 21 Schichtmodell Erklärung folgt diesem Prinzip und beschreibt die Anzahl an Schichten im Betrieb pro Woche. Gerade wenn es um Vollkonti geht, wird häufig zum 19 Schichtmodell oder 21 Schichtmodell gegriffen.  

Schichtmodelle Grafik Erklärung 15 Schichtmodell 18 Schichtmodell 19 Schichtmodell 21 Schichtmodell

Die Zahl beschreibt die Anzahl an Schichten, die in einer Betriebswoche eingeplant sind

Welche gesetzlichen Regelungen gibt es?

Für die Arbeit in Schichtmodellen – Schichtarbeit und Nachtarbeit – gelten gesetzliche Vorschriften, die beim Erstellen eines Schichtplans berücksichtigt werden müssen – beispielsweise die Einhaltung von Ruhezeiten. Generell gilt laut § 6 Arbeitszeitgesetz (ArbZG), dass die Arbeitszeit der Nacht- und Schichtarbeitnehmer nach den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die menschengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen sei. Weitere Regelungen sind u.a.: 

  • § 2 Arbeitszeitgesetz (ArbZG): Dort heißt es, dass die Nachtzeit zwischen 23 und 6 Uhr besteht, bei Bäckereien und Konditoreien zwischen 22 Uhr und 5 Uhr. Darüber hinaus ist jede Arbeit als Nachtarbeit anzusehen, die mehr als zwei Stunden der Nachtzeit umfasst. Zudem gelten als Nachtarbeitnehmer diejenigen, die „auf Grund ihrer Arbeitszeitgestaltung normalerweise Nachtarbeit in Wechselschicht zu leisten haben oder Nachtarbeit an mindestens 48 Tagen im Kalenderjahr leisten.“ 
  • § 6 Arbeitszeitgesetz (ArbZG): Wenn keine tarifvertraglichen Ausgleichregelungen bestehen, stehen Nachtarbeitnehmern für die Arbeit während der Nachtzeit entsprechende freie Tage oder angemessene Zuschläge zu. Nachtarbeitern ist zudem der gleiche Zugang zu betrieblichen Weiterbildungen und aufstiegsfördernden Maßnahmen zu ermöglichen. Außerdem haben Nachtarbeiter ein Recht auf regelmäßige arbeitsmedizinische Untersuchungen.
  • § 87 Betriebsverfassungsgesetz: Ist im Unternehmen ein Betriebsrat vorhanden, hat dieser bei der Ausgestaltung von Schichtmodellen das Recht auf Mitbestimmung und kann diese in Betriebsvereinbarungen festhalten.  
  • § 5 Mutterschutzgesetz (MuSchG): Hier ist geregelt, dass eine schwangere oder stillende Frau prinzipiell nicht zwischen 20 Uhr und 6 Uhr beschäftigt werden darf.  
  • § 14 Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG): Dort besagt Absatz 1, dass Jugendliche generell nur in der Zeit von 6 Uhr bis 22 Uhr beschäftigt werden dürfen. Die Absätze 2 bis 7 regeln etwaige Ausnahmen, beispielsweise für das Gaststätten- und Schaustellergewerbe, die Landwirtschaft oder Bäckereien und Konditoreien. Weitere Infos gibt es hier

Was gilt bei Sonn- und Feiertagsarbeit?

  • § 1 Arbeitszeitgesetz (ArbZG): Bis auf den Sonntag und staatlich anerkannte Feiertage sind alle Tage der Woche, auch der Samstag, als Werktag anzusehen. 
  • § 9: An Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen dürfen Arbeitnehmer nicht beschäftigt werden. In mehrschichtigen Betrieben mit regelmäßigem Schichtbetrieb kann der Beginn und das Ende der Sonn- und Feiertagsruhe vor- oder zurückverlegt werden (vgl. § 9 Sonn- und Feiertagsruhe) 
  • § 10: Selbstverständlich gelten für viele Branchen Ausnahmen zur Arbeit an Sonn- und Feiertagen. Diese sind hier aufgelistet. 
  • § 11: Für geleistete Arbeit an einem Sonntag oder gesetzlichen Feiertag stehen dem Arbeitnehmer gewisse Ausgleichszeiträume zu. Diese sind in § 11 geregelt und besagen beispielsweise, dass für einen Sonntag ein Ersatzruhetag innerhalb von zwei Wochen gewährt werden muss. 

Regelungen für Jugendliche und werdende oder stillende Mütter zur Wochenende bzw. Feiertagsarbeit sind im Jugendarbeitsschutzgesetz  und im Mutterschutzgesetz  zu finden.

Welches Schichtsystem ist das Beste?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten, da jedes Modell individuell auf den Betrieb und auf die vorhandenen Umstände abgestimmt werden sollte – je nach Personalbedarf braucht es unterschiedliche Besetzungsstärken. Generell kann jedoch festgehalten werden, dass sich dauerhafte Schichtarbeit negativ auf die Gesundheit auswirkt. Neben Schlafmangel und qualitativ schlechterem Schlaf sind auch erhöhte Risiken für Erkrankungen vorhanden.4

Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Schichtmodelle?

Für den Betrieb ergeben sich durch die unterschiedlichen Schichtmodelle sowohl Vor- als auch Nachteile. So kann beispielsweise ein 24/7-Betrieb die Service-Qualität erhöhen, gleichzeitig steigen aber auch die Personalkosten, da teure Zuschläge für Wochenend- und/oder Nachtarbeit gezahlt werden müssen. Andererseits erhöht sich durch ein hochflexibles Schichtsystem auch der Reaktions- und Gestaltungsspielraum für Unternehmen. Von daher ist es schwer zu beurteilen, ob ein spezielles Schichtmodell Vor- und Nachteile hat. Dies muss immer individuell ermittelt und entschieden werden. 

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Gesunde Schichtmodelle? Wie sind die Auswirkungen auf die Gesundheit?

Generell wirkt sich die Arbeit in Wechselschicht, also in aufeinanderfolgenden wechselnden Schichttypen, durch die hohe Belastung negativ auf die Gesundheit aus. Das bestätigt auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). „Die Beschäftigten müssen zeitverschoben schlafen, essen und arbeiten. Weil viele Körperfunktionen einem tagesperiodischen Rhythmus unterliegen, ist dabei eine Anpassung an die Nachtarbeit nicht vollständig möglich. Der Körper kommt aus dem Takt, als wesentliche Folge gelten Ein- und Durchschlafstörungen. Dazu kommt, dass der Schlaf nach einer Nachtschicht durch Helligkeit und Lärm eher gestört wird, kürzer ausfällt und damit weniger erholsam ist.“

Typische Symptome von Schichtarbeit sind u.a.:

  • Schlafprobleme
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Verdauungsprobleme
  • Depressionen 
  • Essstörungen
  • Abgeschlagenheit
  • Magenbeschwerden

Welche Auswirkungen haben Schichtmodelle auf die Familie

Generell ist es für Arbeitnehmer in Schichtarbeit schwieriger, Arbeit und Familienleben unter einen Hut zu bringen. Denn oftmals arbeiten Beschäftigte in Schichtarbeit dann, wenn die Familie frei hat. Oft wechselnde Schichten lassen zudem keine Regelmäßigkeit aufkommen und erschweren die Planbarkeit. Dennoch gibt es Möglichkeiten, wie das Arbeiten in Schichtmodellen mit dem Familienleben in Einklang gebracht werden kann. Dies kommt auch der Arbeitgeber-Attraktivität zu Gute. Mittel könnten beispielsweise sein: 

  • Das Angebot von attraktiven und familienfreundlichen Teilzeitmodellen
  • Die Schichtplanung über einen langfristigen Zeitraum, um Planungssicherheit zu schaffen
  • Attraktive Arbeitszeitmodelle, beispielsweise über flexible 5 Schicht Systeme
  • Gesteigerte Mitarbeitereinbindung, beispielweise mit der Möglichkeit von Wunschdienstplänen oder digitalen Schichttauschbörsen

Welche Schichtmodelle genau zu Ihrem Unternehmen passen und wie diese optimiert werden können? Dabei helfen wir Ihnen gerne und analysieren mit Ihnen Ihre Prozesse. Sprechen Sie uns einfach an und unsere Experten machen den Rest.

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Quellen: 
1 Gabler Wirtschaftslexikon | Rollierende Arbeitszeitsysteme
2 Wirtschaftswissen.de | Schichtarbeit: So fördern Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter
3 Betriebsrat.com 
4 Arbeitszeit klug gestalten | Schicht- und Nachtarbeit
Arbeitsvertrag.org | Schichtarbeit
Solution Research | Schichtplanmodelle

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